Johanna am 8.2.23
Liebe alle anderen Frauen, die die Frage "Ist SPB Therapie?" in der letzten Supervision über Zoom gemeinsam diskutiert haben!
Diese Frage ließe sich aus verschiedenen Perspektiven beantworten. Ich habe es so verstanden, dass dabei vor allem die Frage nach der Wirkung gemeint ist.
Wir haben natürlich keine Wirksamkeitsstudien durchgeführt bisher. Aber aus meiner eigenen Arbeitserfahrung heraus, und aus dem, was ich beim Unterrichten und aus Supervisionen mitbekommen habe, denke ich, dass SPB
sehr wirksam sein kann. Die Prozesse, die dabei angestoßen werden können, können sehr tiefgreifend sein. Dass die körperliche Ebene dabei so explizit angesprochen wird, beschleunigt die Prozesse in meiner Wahrnehmung sogar unter Umständen, weil dadurch kognitive Barrieren unterlaufen werden können. Die Langsamkeit, das Innehalten, das Entschleunigen, das Nichtwissen-Aushalten, das Nicht-Pushen sind gerade deshalb so wichtige Werkzeuge, weil diese die Arbeit sicher machen. Wir warten idealerweise immer, bis Körper, Gefühle und Geist am gleichen Punkt angekommen sind, dann erst gehen wir weiter, oder auch gerade erstmal nicht.
Ich finde die Frage, was SPB von Therapie abgrenzt, langsam immer schwieriger zu beantworten, weil auch viele therapeutische Verfahren immer mehr den Körper einbeziehen, und weil mit systemischer und anderen humanistischen Therapieverfahren immer mehr Therapieverfahren zur Anwendung kommen, bei denen das Menschenbild so ist, dass die Klient*innen selbst die Expert*innen sind.
Die Grundhaltung bei der SPB empfinde ich als dienend - dem Prozess der zu Begleitenden dienend. Beiden dienend. Ich empfinde unsere Verantwortung als Schoßraum-Prozessbegleiter*innen schon als hoch. Aber alle Menschen, die direkt mit Menschen arbeiten, haben eine hohe Verantwortung und brauchen eine hohe Präsenz, auch Hebammen,
Lehrer*innen, Krankenpfleger*innen. Das macht unsere Arbeit doch auch schön und so wertvoll. Auch, wenn wir auf Augenhöhe arbeiten und als Ziel immer haben, dass Menschen sich selbst näher kommen, in ihre Kraft kommen, selbst die Wege zu ihrer Heilung finden - die Menschen vertrauen sich uns auch an. Zumindest ich bin immer wieder sehr berührt davon, wie nah ich sehr verletzlichen Stellen in einem Menschen kommen darf, in was für Abgründe und zu was für wunderschönen, aber auch sehr intimen Momenten und Erkenntnissen ich Menschen begleiten darf.
Das kann alles sehr intensiv werden. Und das unterscheidet SPB letztlich nicht von Psychotherapien. Insofern gehört es für mich auch dazu, immer wieder genau hinzuspüren, was wir selbst gerade halten können, was wir
selbst brauchen. Was im Prozess der zu Begleitenden dran ist. Dazu gehört auch, wieviel Prozess gerade überhaupt geht. Oder, wie sich ein Prozess gerade gut wieder schließen lässt. Gerade denke ich, ob der letzte Aspekt noch mehr Aufmerksamkeit in der Weiterbildung braucht?
Hmm, so erstmal meine Gedanken dazu. Schade, dass ich nicht in der Runde dabei war, um eure zu hören! Vielleicht sind jetzt auch bei euch noch mehr Fragen entstanden - aber die Fragen sollten in unserer Arbeit nie
aufhören, und frei nach Rilke wünsche ich uns allen, dass wir weiter mutig in die Fragen hinein leben!
Mit vielen lieben Grüßen, Johanna